Washington, D.C.: 02/05-02/11/2018
Freitag, 02/09/2018:
Am Freitag bin ich nach einem langen Vormittag dann den Weg zur Union Station angetreten. Die Union Station ist der zweitgrößte Bahnhof der USA und sieht wunderschön aus. Außerdem haben Travis und ich dort schon gute Crêpes zu Mittag gegessen. Dort angekommen habe ich mich zum Busterminal begeben, denn da es das Wochenende vor meinem Geburtstag war und meine Freunde nicht in DC waren, habe ich spontan beschlossen, ein Ausflugswochenende zu haben. Angefangen hat es mit meiner ersten Greyhoundbusreise nach Philadelphia. Gegen 3 Uhr nachmittags fuhr der Bus ohne Verspätung und ohne seltsamen Mitfahrern los und schon nach knapp 3 1/2 Stunden kam ich im dunklen Philadelphia an. Vom Terminal bin ich dann durch die Straßen gelaufen, um das Hostel zu buchen. Diese Aufgabe stellte sich schwieriger als erwartet dar, denn nun ja... es war dunkel, ich war immer noch krank, in den Straßen war ein wenig Müll und das Hostel sehr versteckt. Nachdem ich allerdings 3 Blöcke komplett doppelt umrundet habe, fand ich das Hostel ohne Probleme. Die Tür ging aber dennoch nicht auf, da es schon so spät war und man in Philly nicht gerne abends auf den Straßen ist. Als mir ein sympathischer Mensch mit einer Klingel um die Brust die Tür öffnete musste ich erstmal lachen. Er tat mir schon sehr Leid, da das Hostel ganz besonders ist. Warum? Nun zuerst einmal wohnen die Betreiber im Haus, es gibt nur 12er Betten, man zieht seine Schuhe aus, geht zusammen in Bars, spielt gemeinsam Playstation und hat so eine kleine temporäre Familie. Leider konnte ich das ganze nicht so genießen, da ich mich sofort auf den Weg zum Konzert von meinem momentanen Lieblingsrapper namens NF machen wollte.
Wer NF nicht kennt, sollte ich nun ganz schnell in eine Ecke stellen und zu Grund und Boden schämen. Sowas macht man einfach nicht. :) Außerdem sollte man sich dann diese Schleichwerbung anhören: NF, Noch mehr NF, Viel mehr NF. NF ist ein U.S. amerikanischer Rapper aus Michigan, dessen Name hier irgendwie niemand aussprechen kann, aber der in letzter Zeit immer bekannter wurde. In Deutschland - was sollte man auch anders erwarten - war er eher unbekannt, weswegen ich hier sehr überrascht war, beim Konzert etwas mehr Menschen vorzufinden. Genau genommen waren es soviele Menschen, dass sich die Schlange um mehrere Blocks und in eine Nachbarschaft gewickelt hatte und das Konzert mit 3000 Menschen ausverkauft war. NF's Texte sind nicht gerade die fröhlichsten, da es um Drogenmissbrauch, Gewalt, Selbstmord, Verlust und emotionale Instabilität geht. Da aber gerade diese Themen viele unserer Leben, Jugenden oder Kindheiterinnerungen widerspiegelt, zieht es sehr viele unterschiedliche Fans an. Ich war leider sehr negativ überrascht, wie viel jüngere Fans bis zu 8 jährigen anwesend waren, kann aber sehr nachvollziehen, dass doch irgendwie jeder aus dem gleichen Grund dort war. NF bringt Hoffnung in jedem einzelnen Wort mit sich, da man sehr ähnliche Erlebnisse überlebt hat und trotzdem noch hier ist. Zudem war die Bühnenshow einfach erstaunlich persönlich gehalten, da man neben seinen Videos auch Aufnahmen aus seiner Kindheit und von seiner Mutter sehen konnte. Seine Mutter hat sich als NF 18 Jahre alt war durch eine Überdosis das Leben genommen.
Nach dem Konzert habe ich mich dann auch schon auf den Nachhauseweg zu meinem tollen Hostel gemacht. Leider konnte ich dort wie bereits vorhin erwähnt nicht allzu viel Zeit verbringen und bin um 4.40 zum Missfallen meiner 11 Zimmermitbewohner schon wieder verschwunden, da mein Bus zu meinem nächsten Reiseziel schon um 5.40 Uhr morgens losging. Und zwar nach New York City! *-* Da es sich finanziell günstiger erwiesen hat, für 11 $ lieber nach NYC zu fahren, als von Philadelphia einfach wieder zurück nach DC zu fahren, kam diese spontane Entscheidung zustande.
Samstag, 02/10/2018:
Nachdem ich das Hostel frühzeitig verlassen hatte, bin ich - mal wieder im Dunkeln - bis zur Bushaltestelle gewandert. Zum Glück fanden sich dort schon ein paar andere Reisende ein, da ich ansonsten einfach nur seltsam an einer Straßenecke rumgestanden wäre. In der Gruppe geht das allerdings natürlich viel un-unheimlicher. Die Halteecke war auch gleich neben der Independence Hall, sodass ich noch etwas die Ausstellung durchlesen konnte. Was man eben so um diese Uhrzeit morgens macht. Glücklicherweise pünktlich um 20 vor 6 - ich habe mir in der Wartezeit schlauerweise noch schlechte Bewertungen und Horrorgeschichten über Megabus durchgelesen - kam dann auch schon mein Bus und ich hatte einen noch dunkleren Sitzplatz gefunden, da das Licht nicht ging. Nach 2 Stunden Fahrt waren wir dann auch schon in New York City angekommen. Der Tag fing sehr nebelig an, sodass sich die Skyline nach und nach immer sichtbarer gemacht hat.
Aus dem Bus ausgestiegen beugte ich mich zuerst einmal dem Kapitalismus und habe mir bei Starbucks eine heiße Schokolade gekauft. Danach nahm ich die Subway zum südlichsten Punkt Manhattans, Battery Park, um dort mein Ticket für die Fähre zur Freiheitsstatue und Ellis Island abzuholen. Battery Park ist ein 10 Hektar großer Park an der Spitze Manhattans und hat sogar ein eigenes "Schloss" namens Castle Clinton, das allerdings kein richtiges Schloss ist. Es war früher mal eine Artilleriestellung, später ein Aufführungsort für Theaterstücke und sogar ein Schauaquarium. Jetzt kauft man dort einfach die Tickets für die Fähre und steht sozusagen drinherum. Da ich meine Tickets alle bereits vorher online gekauft hatte, um Geld zu sparen, musste ich trotzdem wie alle anderen anstehen und war nichts besonderes. Ich dachte ich spare mir dadurch Zeit, aber dem war wohl nicht so. Da ich allerdings zu den unmenschlichen Zeiten losgefahren bin, war das relativ gleich. Nachdem ich das Ticket in meinen Händen hielt, stellte ich mich in der Schlange zur Sicherheitskontrolle an. Dort durfte man sich von allem verabschieden, was man so in jeglichen Taschen hatte und ich musste sogar meine Stiefel ausziehen. Aber ist ja mittlerweile Alltag geworden. Danach durfte man dann endlich auf die Fähre, die zum Glück um diese Uhrzeit noch ein sehr gemäßigtes Volumen an Touristen mit sich trug. Der Blick auf New Jersey und New York City war wunderschön, etwas neblig und einfach atemberaubend. Auch der Blick auf die Freihheitsstatue war sehr schön, da man sich aus dieser Perspektive ziemlich klein vorkommt. Auf der Insel habe ich dann noch etwas den Blick genossen, bin vor deutschen Touristen geflüchtet und habe dann mein Ticket für die Statue genutzt. Im Inneren der Statue findet man die originale Fackel, denn die aktuelle Fackel der Statue ist leider nicht echt. Also irgendwo ja schon, aber die unten ist eben echter. Dann kann man entweder bis in die Krone oder bis zu einem Balkon, wofür es extra Fahrstühle gibt. Diese habe ich aber nicht gefunden, sodass ich jede einzelne Stufe mit meiner nicht von der Seite weichenden Bronchitis hochgelaufen bin. Danach wollte ich wieder zur Fähre, allerdings habe ich diese um genau 30 Sekunden verpasst, sodass ich noch einmal in den Souvenirshop gegangen bin und einen Plüschpinguin mit einer Krone gekauft habe. Dieser Pinguin wird nur für die Freiheitsstatue hergestellt und ist somit also fast - abgesehen von all den anderen gekrönten Plüschpinguinen aus der grausamen, kalten Box in der diese wohnen - ein Einzelstück und hat somit quasi einen Sammlerwert.
Nach einer schrecklich niedlichen Zeit mit meinem neuen Plüschpinguin habe ich dann auch endlich die Fähre nach Ellis Island bekommen und bin auf der Einwandererinsel genau wie viele Menschen vor mir angekommen. Dort wurde die Geschichte der Immigranten anhand von drei Audiotouren erläutert und man konnte sich beinahe wie vor 200 Jahren fühlen. Ich war leider etwas enttäuscht, dass ich keine Extratour gebucht hatte, denn so konnte man nur in das Hauptgebäude hinein und nicht das gesamte Gelände erkunden. Mit einer lustigen Harthelmtour hätte man durch Ruinen und nasses Gras laufen können, aber ich dachte, dass es vielleicht etwas zu zeitaufwändig gewesen wäre. Außerdem bin ich keine Gruppe von mindestens 6 Personen, was das ganze auch etwas erschwert hätte. Nachdem ich durch alle Ausstellungen gegangen bin und das Gebäude verlassen habe, hat es dann leider auch schon angefangen zu regnen. Und leider war es nicht nur normaler Regen, sondern es hat eigentlich wie aus Eimern geschüttet.
Fotos: https://musicmayhemmagazine.com/nf-brings-powerful-emotionally-charged-sold-out-perception-tour-to-philadelphia/#jp-carousel-22801
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