Samstag, 01/27/2018:
Am Samstag begann mein Tag mit einem eher negativen Ereignis. Ich möchte vorher anmerken, dass ich es jetzt nicht unbedingt anders erwartet hatte, aber es lief so ziemlich alles schief, was schief laufen konnte. Noch dazu muss ich sagen, dass ich einfach in den Wochen gemerkt habe, wie schwer es mir fällt, mich wieder an eine deutsche Mentalität anzupassen, da ich hier in Georgia nichts mit Deutschen zu tun habe und auch die deutsche Sprache ist - bis auf Sarkasmus und Ironie - nicht mehr so meins.
Begonnen hat der Tag damit, dass ich viel zu früh um 5 Uhr aufgestanden bin, mich fertig gemacht habe, und dann mit einem Lyft zur Union Station gefahren bin, da ich auf dem Weg zu einer White House Tour war. Die Regeln im Weißen Haus sind allerdings sehr streng, was Rucksäcke usw. angeht, d.h. man darf nichts mitbringen. Aus diesem Grund habe ich die Tage vorher nach Schließfächern gesucht, um meinen Rucksack irgendwo unterzubringen, und da D.C. nun mal die Hauptstadt der USA ist, gibt es keine Schließfächer. Genaugenommen gibt es angeblich welche an der Union Station, aber dem war wohl nicht so, sodass ich sehr enttäuscht letztendlich mich mit den anderen Interns getroffen hatte. Da es keine Ausnahmen gab, bin ich danach nicht ins Weiße Haus gekommen und habe mich in ein nahegelegendes Café zum Lesen verzogen. Das war jetzt nicht so dramatisch, da ich die Woche drauf sowieso meine White House Tour hatte, aber es wäre schon toll gewesen, gleich zweimal ins Weiße Haus zu kommen. Ich hatte diesen unnötigen Rucksack nur dabei, da ich an diesem Tag mit den anderen CIPlern nach Philadelphia fahren wollte und niemand vorher da war, der ihn hätte aufbewahren können und es anscheinend viel zu kompliziert gewesen wäre, wenn ich nochmal kurz nach Hause gefahren wäre und dort abgeholt worden wäre. Whatever. Auf jeden Fall habe ich dann 1 1/2 Stunden im Café gelesen bis sich ein total seltsamer Typ im komplett leeren Café direkt neben mich setzen musste. Ich verstehe einfach nicht, warum ich hier so viel Menschen anziehe, es nervt einfach tierisch. Ich weiß nicht, ob ich das je erwähnt habe, aber ich hatte mittlerweile seit August zwei Stalker hier in den USA und aus irgendeinem Grund haben Mitmenschen immer das Bedürfnis mich anzusprechen. Danach bin ich zu McDonalds gegangen, aber da McDonalds hier echt widerlich ist und man das Fett nur so von den Wänden triefen sehen kann - ok vielleicht ist es nicht ganz so dramatisch, aber McDonalds in UK oder Deutschland ist dagegen Luxus und Bio - bin ich dann wieder zu gesagten Café gegangen und habe auf die anderen gewarten. Nachdem diese dann nach einer gefühlten Ewigkeit - da ich durch die Tour viel zu früh da war - endlich auch mal kamen, haben wir uns auf den ca. vierstündigen Weg nach Philadelphia gemacht.
Die Fahrt war ganz okay. Die Straßen in Maryland und Pennsylvania sind genauso schlimm wie hier, und Philadelphia hat ganz viele Brücken. Zumindest waren es mehr als erwartet. Nachdem der Start in den Tag nicht so super war, ging es mit der Pechsträhne gleich weiter, denn unser supergünstiges AirBnB wurde uns in Philadelphia gekündigt, kurz bevor wir dort auftauchen wollten. Zu fünft war es zu diesem Zeitpunkt allerdings extrem schwer, etwas neues zu finden, das keine 2342$ kostet, sodass Toni sich einfach so lange dort beschwert hat, bis sie uns den Preis erstattet haben und uns noch einen 175$ Gutschein gesendet haben. Somit konnten wir dann doch noch ein AirBnB finden, dass auf den Fotos natürlich besser aussah als in echt, aber die Lage war wirklich unschlagbar. Philadelphia zu erkunden hat sehr viel Spaß gemacht, wir sind etwas durch die Stadt gelaufen, bevor wir zum AirBnB gefahren sind, und haben auf Empfehlung meines Gastvaters hin den Reading Terminal Market besucht. Reading ist einfach ein öffentlicher Markt, auf dem es allerlei an Essen, Teppichen, mehr Essen, und komischen Ölen sowie Gemälden zu kaufen gibt. Mir hat es sehr gefallen, da es mich sehr an Akko erinnert hat, aber es waren einfach viel zu viel Leute in einem viel zu kleinen Gebäude vorhanden.
Danach sind wir zur Independence Hall, Liberty Bell und einfach durch die Downtown gelaufen. Das Liberty Bell Museum war leider aufgrund eines Stromausfalles geschlossen, sodass wir die Liberty Bell nur durch die Scheibe gesehen haben, aber ehrlicherweise reicht das auch. Noch dazu ist sie kaputt und wer möchte schon alte, kaputte Artefakte anschauen. ICH <- :D Mein Lieblingsteil der Stadt waren die ganzen Seitengassen, da sie mit sehr viel Straßenkunst verziert waren und es neben den alten Gebäuden einen guten Kontrast bietet. Wir haben uns unter anderem auch auf die vergebliche Suche nach einem großen LOVE Zeichen begeben, allerdings wurde dieses vor ein paar Monaten abmontiert, sodass es wie bereits erwähnt sinnfrei war. Abends sind wir dann in ein deutsches Restaurant namens Brauhaus Schmitz gegangen. Im Gegensatz zum Rest der Teilnehmer des Programmes - zumindest macht es so den Anschein - war es für mich das erste Mal wieder nach fast 6 Monaten deutsches Essen und "deutsche Kultur" live zu erleben, da ich nicht in jedes Hofbräuhaus renne, dass ich in einer Stadt entdecke. Das Essen war wirklich sehr gut und ich hatte eigentlich Schlimmeres erwartet. Nachdem das nun gesagt wurde, möchte ich erwähnen, dass die Pechsträhne immer noch nicht zu Ende war. Eigentlich wollte ich nach dem Essen woanders in eine Bar gehen, allerdings sind wir ungefähr nachdem wir fast fertig mit Essen waren ins Krankenhaus gefahren, da einer der CIPler sich an einem Stück Fleisch verschluckt hatte. Es ist einfach lächerlich, in wie vielen Kliniken und Krankenhäusern ich hier in den USA mittlerweile schon war, aber wenigstens war ich diesmal nicht die Patientin. Nach 1-2 Stunden im Krankenhaus sind wir dann wieder zurück in das deutsche Restaurant gegangen, damit die anderen noch ihr Bier trinken konnten. Danach haben wir noch versucht, in eine Bar zu gehen, allerdings denke ich, dass es einfach nicht so die richtige Gegend dafür. Irgendwann sind wir dann auch zurück zum AirBnB und ich bin schlafen gegangen.
Sonntag, 01/28/2018:
Am Sonntag morgen haben wir uns ein spätes Frühstück gegönnt und sind dann zur Rocky Statue gewandert - mit dem Auto natürlich. Außerdem haben wir auf dem Weg dahin noch zwei Kirchen besichtigt, die ausnahmsweise fast mal wie europäische Kirchen aussahen. Danach sind wir die Stufen zum Museum of Arts hochgeklettert, was so ziemlich den höchsten Punkt der Stadt ausmacht, wenn man mal von den Hochhäusern absieht.
Da das Wetter eher grau und regnerisch war und das die Laune so mancher auf den Tiefpunkt getrieben hatte, haben wir uns danach getrennt und Daniel, Toni und ich sind zum Eastern State Penitentiary gegangen. Penitentiary ist nicht nur ein sehr kompliziertes Wort der englischen Sprache sondern auch eines der ältesten und wichtigsten Gefängnisse der USA. Es wurde von 1829 bis 1971 als Strafanstalt genutzt, wollte dabei allerdings einen anderen Ansatz hernehmen. Es fängt schon einmal damit an, dass das Gefängnis einfach wie eine Burg des Mittelalters aussieht und somit die Bevölkerung abschrecken wollte. Zudem ist der Aufbau des Gefängnisses an einer Rotunda ausgelegt, wovon dann die jeweiligen Zellentrakte weggehen. Berühmte Gefangene hier waren Al Capone und Willie Sutton, wovon man zumindest die Zelle von Al Capone noch besichtigen kann, was einfach ziemlich lächerlich aussah im Vergleich zu den anderen Gefängniszellen. Manche hatten nicht einmal Tageslicht, aber hauptsache Al Capone hatte eine mit Stoff überzogende Tischlampe. Durch das Gelände läuft man übrigens mit einem Audioguide mit gruseliger Musik, von der ich sehr beeindruckt war. Ich liebe es einfach, durch etwas schon verfallende Gebäude und Ruinen zu gehen, sodass das Gefängnis einfach optisch für mich sehr interessant war.
Nach dem Gefängnis haben wir uns dann nach einem kurzen Stopp bei Subway auf den Weg nach Hause nach DC begeben und ich glaube ich war so gegen 10 Uhr Abends wieder Zuhause. Philadelphia ist an sich eine sehr schöne Stadt, die man mal gesehen haben sollte, allerdings braucht man nicht mehr als 2-3 Tage. Spoiler: Ich war ca. 2 Wochen danach noch mal in Philadelphia, also habe ich die empfohlende Tagesanzahl perfektioniert.
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