Donnerstag, 8. Februar 2018

Washington, D.C. - Week 2 Volunteering, Capitoltourtraining, Mount Vernon

Hallo,

die Zeit hier vergeht wie im Fluge, sodass ich die letzten Wochen leider kaum Zeit / Lust hatte, meinen Blog weiterzuführen. Allerdings bin ich ja ein sehr großer Fan von Listen und Tabellen, sodass ich natürlich alles aufgeschrieben habe, was ich jeden Tag so gemacht habe.

Woche 2: 15. - 21. Januar 2018:

Am Martin Luther King Jr. Day habe ich großteils nichts gemacht, da ich am Samstag und Sonntag davor schon sehr viel unterwegs war. Zuhause habe ich eigentlich nur mit meiner Gastfamilie Spiele gespielt, geredet und gekocht, was auch mal ganz toll war. Abends bin ich dann mit einem der anderen CIP-Teilnehmer und einer Freundin von ihm zum Kennedy Center gegangen. Dort werden jeden Freitag um 6 PM kostenlose Vorstellungen angeboten und so sind wir passend zum Feiertag zum Let Freedom Ring Concert in Ehren Martin Luther King Jr.s gegangen. Theoretisch war der Chor von der Georgetown University hier, allerdings war auch noch Vanessa Williams, die den Themesong von Pocahontas gesungen hat, anwesend, und sie hat mehr oder minder die Show für sich übernommen. Ich hatte leider etwas mehr Chor erwartet und war nicht direkt enttäuscht, weil es natürlich trotzdem wunderschön klang, aber es war jetzt auch nichts allzu besonderes. Außerdem wurde Target sehr oft gedankt, was nach ein paar Mal auch sehr wiederholend wirkt.

Die nächsten zwei Tage sind danach relativ normale Arbeitstage gewesen. Das bedeutet, Telefonate annehmen, Post sortieren, Süßigkeiten zwischen Büros austauschen, alles für den Abgeordneten vorbereiten, usw. Außerdem gibt es im Congress täglich Briefings, die mit kostenlosen Essen anlocken, sodass wir zu einem Briefing über die Einführung des deutschen Ausbildungssystemes in den USA gegangen sind. Für mich war das ganze jetzt nicht so spektakulär, da ich nicht unbedingt ein Freund von diesem System bin, allerdings hat es natürlich durchaus gute Ansätze insbesondere hier zu bieten. Es ist schon traurig, dass die Ausbildung an Community Colleges hier weitaus unter deutschen Ausbildung liegt, aber naja. Dank wem auch immer, dass ich hier an eine Universität durfte. :D Nach einer Woche habe ich am Mittwoch auch endlich Zugang zur internen Datenbank erhalten, damit ich bei Anrufen von Wahlbürgern nun endlich all ihre Daten in Sekundenschnelle (oder Stundenschnelle mit Internet Explorer) abfragen kann. Das erleichtert einem manchmal sehr viel Arbeit, obwohl ich mittlerweile sehr gut darin bin, einfach alle Daten schnell aufzuschreiben, die ich höre.

Außerdem habe ich am Mittwoch vormittags noch ein weiteres und mein erstes richtiges Hearing besucht. Es ging 1 1/2 Stunden und beinhaltete Zeugenaussagen von Experten über den Fortschritt der USA im Thema ISIS. Interessant finde ich, dass es in den USA und auch in der Army immernoch ISIS genannt wird, obwohl Europa eher zu IS tendiert. Im Allgemeinen wurde darüber diskutiert, welchen Stand sie momentan erreicht haben und welche weitere Strategien für die Zukunft vorgesehen sind. Man möchte ein weiteres Afghanistan vermeiden. Die Unterschiede zwischen Hearings und der Presse ist für mich auch ganz interessant, da ab und an schon Differenzen aufzufinden sind. Ein sehr besonderer Zeuge war auch Dr. Sebastian Gorka, der ein ehemaliger Berater vom Präsidenten Donald Trump ist, und relativ unfreiwillig das Weiße Haus verlassen hat. Als ich nach dem Hearing zurück in mein Büro bin und einen der Legislative Aides gefragt habe, ob es denn normal sei, sich gegenseitig anzuschreien, meinte er nur, in seinem Fall schon. Wenn man etwas über Herrn Gorka recherchiert, macht es natürlich auch viel mehr Sinn als im Hearing. Angeblich sei er auch in ganz anderen rechtsorientierten Kreisen unterwegs, aber das sei ja ihm überlassen.

Am Donnerstag hatte ich wieder einen normalen Tag zwischen 0815 Internaufgaben und konnte zu einem Hearing über den Einfluss von Austauschprogrammen auf die USA. Dabei wurden sehr viele Zahlen genannt und sehr viel geredet, aber ob das ganze nun mal so viel Sinn hatte, wie erwünscht, sei in Frage gestellt. Traurigerweise wurde unser CBYX Programm natürlich wieder nicht erwähnt, dennoch von einer Person wenigstens erkannt. Es gibt selbstverständlich sehr viele Bemühungen, die Programme am Laufen zu halten, allerdings fehlt es irgendwo auch am Verständnis und an der Bekanntmachung.

Am Freitag hatte ich dann mein offizielles Capitol Tour Training. Dabei wurden wir über alle Sicherheitsvorkehrungen, Regelungen für Behinderte und Hilfestellung, und Verhalten in Notfallsituationen aufgeklärt. Danach ging es dann mit den Red Coats, den professionellen Tourgebern, auf die Reise durchs Capitol. Bei dieser ging es aber nicht primär um alle geschichtlichen Fakten sondern eher um Gedankengänge wie 'Wo stelle ich mich am besten mit 15 Leuten hin?, Wie stehe ich niemanden im Weg', Wie halte ich rastlose 8.-Klässler unter Kontrolle?'. Ich weiß nicht wieso, aber die Red Coats hatten sehr viel an 8.-Klässlern auszusetzen, was allerdings auch wieder irgendwo verständlich ist. Beispielsweise habe ich eines Tages als unschuldige Praktikantin auch versucht, durch die Rotunda zu kommen, aber da so viel Kinder Selfies machen mussten, war das sehr schwer. Aber was solls, ich kann es ja bis zu einem gewissen Grad nachvollziehen. Noch während des Tourtrainings haben wir dann (der zweite Praktikant in meinem Büro und ich) eine SMS bekommen, dass doch einer bitte gleich eine Tour geben soll, da wir spontan zwei Gäste hätten. Ich habe das glücklicherweise dann nicht gemacht, da ich mir einfach noch nicht alle Fakten merken konnte in der kurzen Zeit und den Leuten ja dadurch nicht die Tour vermiesen wollte. Brett hatte allerdings sehr viel Spaß und ich war froh, dass die Tour so gut gelungen ist. Er hatte allerdings auch amerikanische Geschichte im Nebenfach, also sollten die ganzen Gemälde nichts neues für ihn sein. Selbst in meinem American Government Kurs sind wir ja einige davon durchgegangen, aber nun ja.
Am Abend hatten wir dann Pizza, was anscheinend so eine Freitagstradition meiner Gastfamilie ist. Finde ich klasse, da man ja Pizza immer essen kann. 

Am Samstag hat der Tag ganz entspannt mit Wäschewaschen und Schlaf angefangen. Danach hat meine Gastfamilie mit mir einen kleinen Fahrradausflug in die Stadt gemacht. Dort sind wir mit Eugene etwas an der National Mall rumgelaufen und danach ins American History Museum gegangen. Ich finde es einfach großartig, dass die Museen hier fast alle kostenlos sind und man kommen und gehen kann wie man möchte. Abends habe ich mich dann noch mit Lea und Toni zum Abendessen/trinken getroffen und bin dann relativ früh nach Hause, da wir am nächsten Tag alle einen Ausflug gemacht haben.

Mount Vernon: Das Haus vom 1. Präsidenten George Washington. Dieses liegt in Virginia auf einem Hügelchen (aber wir nennen es trotzdem Berg) und bietet eine wunderschöne Aussicht über den Potomac River. Zuerst bin ich allerdings seltsamerweise in den Norden DCs gefahren, um dann dort abgeholt zu werden. Danach sind wir dann wieder in die Stadt gefahren, was für mich viel näher gewesen wäre, aber was soll's. Die Aussicht aus der Metro war ja auch mal sehr interessant. Außerdem habe ich die DC Streetcar benutzt, die für alle kostenlos ist. Allerdings ist das nicht das beste Fortbewegungsmittel der Stadt, da ein paar Straßen weiter leider die Drogenkriminalität sehr hoch ist. Da fühlt man sich fast wieder wie in Osterhofen. Jedenfalls sind wir in Mount Vernon dann mit einer Tourleiterin durch das Gelände und die verschiedenen Räume im Anwesen gewesen. Es sind schon sehr schick aus, aber ist auch sehr kalt. Ich kann nun behaupten, die gleichen Stufen und Türen wie George Washington benutzt zu haben. Teil des Ganzen war auch ein sehr ausführliches Museum mit Videos, Ausstellungsstücken usw., in dem Washington schon fast angehimmelt wurde. Auf dem Rückweg zum Besucherzentrum sind wir dann noch auf zwei Schafe getroffen, die extrem weich waren. Also ein ganz gelungener Tag eigentlich. :) 

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