Donnerstag, 19. Oktober 2017

Homecoming and Black Lives Matter

Salut,

aktuell hat Homecoming angefangen, aber so richtig habe ich immer noch nicht mitbekommen, was daran so besonders ist. Naja. Allerdings habe ich auch mit den ganzen Sportlern usw. nicht allzu viel zu tun und meine Freunde interessieren sich nicht sonderlich für Homecoming. Ein paar der Fraternities und Sororities drehen ziemlich am Rad, aber das ist hier normal. Zudem findet sich KSU mittlerweile immer wieder negativ in den Nachrichten wieder. Entweder gab es wieder einen bewaffneten Raubüberfall in der Nähe der Dorms, es ist etwas bei den Fraternities vorgefallen oder ganz übliche schlechte Erfahrungen. Da ich allerdings nicht auf dem Campus wohne, bekomme ich nur durch meine Kurse und Freunde teilweise was mit, was eventuell auch besser so ist. An der Kennesaw State University gibt es beispielsweise seit Sommer 2017 ein Gesetz, dass das Tragen von Waffen befürwortet und sogar empfiehlt um im Falle eines Amoklaufes eingreifen zu können. Ich habe bisher nur einmal jemanden mit einer Waffe im Unterricht gesehen, aber das war mir Erfahrung genug dafür. Waffen dürfen - mit Ausnahme der Veteranen unseres Campusses - nicht in den Dorms aufbewahrt werden, sondern müssen im Auto bleiben. Die Effektivität dessen sei demnach mal in Frage gestellt, vor allem, da mittlerweile schon eine Waffe gestohlen wurde. Sehr interessante Taktik. In den Kursen dürfen Waffen nur mitgebracht werden (fast wie ein Haustier, yay ^.^), wenn keine Dual Enrollments, d.h. High School Students, anwesend sind. Wenigstens habe ich also somit Ruhe in meinem Japanischkurs. Meine Japanischlehrerin musste übrigens leider aus persönlichen Gründen ihre Arbeit abbrechen, sodass ich jetzt eine neue Professorin habe, die an sich wirklich nett und kompetent ist, aber etwas übermotiviert ist. Da eine neue Sprache mit zwei Alphabeten a la 50 Zeichen und rund unbegrenzten Kanji natürlich nicht reicht, lernen wir nun auch parallel etwas ASL / JSL. Für die, die nicht wissen, was das ist: American Sign Language and Japanese Sign Language. Da sie nämlich hauptberuflich als Gebärdendolmetscher arbeitet und 'man so Vokabeln viiiiiiel effektiver lernen kann', haben wir nun auch die Möglichkeit, das noch parallel zu lernen. Natürlich ist das ganze inoffiziell, aber die Überraschung heute war groß, als wir plötzlich für die neuen Wörter aufstehen sollten. Zudem sich Studenten ja generell ungern bewegen. 


Black Lives Matter

Seit letztem Wochenende ist die Stimmung auf dem Campus etwas angespannt und am Montag gab es sogar einen Protest für Black Lives Matter. Wer nicht weiß, was das ist, sollte sehr schnell Google benutzen. Beim letzten Football Game unserer KSU Owls haben sich fünf Cheerleaderinnen während des National Anthems (den ich bis jetzt jedes Mal verpasst habe upsi) hingekniet, um ihren Protest gegenüber der Unterdrückung durch die amerikanische Polizei und Rassismus auszudrücken. Das ganze entwickelt sich seit die National Football League Anfang September angefangen hat in einen erheblichen Protest, zudem sehr viele Politiker ihre Meinungen äußern und untermauern. Morgen ist die Einführungszeremonie unseres neuen Präsidentens des Colleges und zudem kommt auch noch Homecoming. Zudem gibt es morgen während des Homecoming Konzerts einen weiteren Protest, um die Solidarität und Meinungsfreiheit auszudrücken. Am Montag hat man bereits einen Hubschrauber kreisen sehen, was für mich anfangs sehr irritierend war. Vor allem, da ich nur kurz nach meinem Japanischexam etwas ausdrucken gegangen bin und plötzlich einmal diese Menschenmenge mit Scrappy stand. Unser Maskottchen wird nun auch kritisiert und es gibt einige Konsequenzen, die allerdings niemand so richtig nachvollziehen kann. Die Cheerleader sollen nun während des National Anthems in den Tunneln bleiben. Auch die Marching Band ist davon betroffen... Angeblich habe diese 'Neuerung' nichts damit zu tun, aber das ganze ist einfach nur absurd.

Abgesehen von den oben genannten Tatsachen fühle ich mich hier allerdings ansonsten total wohl und möchte eigentlich gerne hierbleiben. Das Collegeleben an sich bietet einfach viel mehr Möglichkeiten als in Deutschland und auch die Herangehensweise und Schwerpunktlegung auf zwischenmenschliche Kompetenzen sind beträchtlich besser. Dadurch dass ich hier auch gefühlt jede Woche eine Präsentation halten muss, habe ich mich auch an diese Mitteilsamkeit mittlerweile gewöhnt. Wäre dieses Land hier nicht so extrem teuer, würde ich wohl lieber hier meinen Fulltime Degree machen. Es gibt noch ein paar Neuigkeiten: Ich habe meine Bewerbungen für mein Studium am 15. Oktober endlich abschicken können. Bald hören, werde ich nur von Oxford, wenn ich entweder gleich eine Absage bekomme oder zu einem Interview eingeladen werde. Alle anderen Universitäten (Edinburgh, Aberdeen, Glasgow) melden sich erst ab März - Mai 2018, sodass da noch etwas Spielraum zur Planung besteht. Ich bin froh, dass diese Hürde nun endlich wegfällt, da es wirklich sehr viel Zeit in Anspruch genommen hat und das obwohl meine Bewerbung zum Großteil bereits fertig war. Wen die Studiengänge interessieren: Language & Linguistics, English Language, International Relations, Philosophy, Politics, Economis, Scandinavian Studies. 

In meiner Freizeit erlebe ich zur Zeit sehr viel verschiedene Dinge, weil ich mittlerweile 4-5 Freundeskreise gefunden habe, mit denen ich regelmäßig etwas mache. So war ich mittlerweile schon einmal im Kino (es war riesig und unnötig grell bemalt), beim Bowling (warum sollte man auch nicht während des Bowlens auf riesigen Monitoren Football schauen), beim Yoga/ Pilates, auf einer Jobmesse (ohja, das mache ich in meiner Freizeit), demnächst auf ein Konzert, in ein Haunted House, Halloweensüßigkeiten sammeln gehen, Partys, ein Roadtrip und am Wochenende ein Lagerfeuer mit Pumpkin Carving. Bis auf das Bonfire (Lagerfeuer) am nächsten Sonntag mache ich ansonsten eigentlich nicht so viel mit internationalen Studenten. Natürlich sehe ich welche in meiner Oral Communication Class, aber ansonsten bin ich nur bei Amerikanern. Es ist auch toll, dass man mir nicht immer sofort anmerkt, aus welchem Land ich komme. Am lustigsten fand ich immer noch die Frau einer Versicherung, die gerätselt hatte, ob ich aus England oder Australien komme. Deutschland liegt ja nicht so weit entfernt von Australien. In einer meiner Kurse gibt es übrigens auch einige wenige, die Deutsch sprechen, was mich jedes mal wieder aufschrecken lässt. Es ist einfach so unerwartet, wenn man die ganze Zeit auf Englisch redet / schreibt und dann plötzlich deutsche Wörter fallen. Ob positiv oder negativ sei mal so dahin gestellt, aber es irritiert mich auf jeden Fall. 

Nächste Woche hört mein erster Kurs auch leider schon auf, denn Woche 10 ist nun fast vorbei. Mein ersten Final Exam in Tumbling und ich habe noch nicht angefangen zu lernen. ^.^ Allerdings überziehen wir den Kurs etwas, da wir durch den Hurrikan nicht ganz mit unserem Stundenplan hinterhergekommen sind. Meine Lieblingsgymnastikart ist aber definitiv das Reck. Zwar freut sich meine Hüfte überhaupt nicht darüber, da man dadurch aussieht, als würde man regelmäßig geschlagen werden, aber es macht einfach total Spaß daran rumzuturnen. Wir haben auch High Bars und Low Bars und eigentlich habe ich ja Höhenangst, aber mittlerweile komme ich auch auf die High Bars und kann zumindest aufstehen, mich drumherumschwingen und gekonnt zu Boden plumpsen. Das erste Mal bin ich auf mein Gesicht gefallen, aber wir hatten noch ähnliche Situationen und es sieht einfach zu lustig aus, wenn jemand nicht das tut, was von uns erwartet wird. Morgen werden wir noch auf eigens erlernte Routinen getestet und dann heißt es auch schon Byebye. Eventuell kann ich am Samstagvormittag noch zum Volunteering vorbeischauen, allerdings haben wir nachmittags eine große Familiengeburtstagsfeier meines (Host)Urgroßvaters und eventuell muss ich bei den Vorbereitungen im Weg stehen. Starbucks, die Killerkatze, zieht am Wochenende auch vorübergehend bei uns ein... Beau wird sich freuen... bei Starbucks bin ich mir da nicht ganz so sicher. 

Vor drei Tagen hatten wir übrigens noch warme Temperaturen, aber seitdem haben wir alle hier ein paar Probleme, uns aus dem Bett zu bewegen, weil es einfach morgens eiskalt ist. Am Dienstag bin ich sogar vom Lärm der Heizung aufgewacht, da die nämlich genau wie die Klimaanlage seeeehr viel Krach machen kann, wenn sie erst einmal eingeschaltet wird. Allerdings muss man dazu die schwere Aufgabe überwältigen und aus dem Bett zum Anschalter kommen. Ich habe immer noch keine Ahnung wo genau das hier ist, aber ich glaube es ist im Erdgeschoss somit ist es ein echtes Abenteuer. Die Studenten in den Dorms haben leider nicht den Luxus, Temperaturen auch nur ansatzweise regulieren zu können, allerdings gibt es wenigstens einen Lüfter. Keideesha hat dagegen das Schichtenprinzip eingeführt: 4 Decken gefolgt von einer noch dickeren Zudecke. Ich habe leider nur eine 1mm dicke Decke, eine Decke, die nicht zum Schlafen gedacht ist und eine flauschige Kuscheldecke, in der ich nachts nun lebe. Am liebsten würde ich einfach in unseren Trockner einziehen. Ich glaube wenn ich mich anstrenge, würde ich da sogar hineinpassen, außerdem habe ich durch den ganzen Sport abgenommen, sodass das vielleicht sogar klappt. Sollte ich mich nicht mehr melden, stecke ich wohl im Trockner fest... Gute Nacht! / Oder Guten Morgen! Je nachdem...

Ps: Lieblingskommentar von bestimmten Personen, die immer eiskalt beim Skypen auflegen: 'Hey dein Pulli ist ja gar nicht so hässlich wie erwartet, damit kannst du ruhig das Haus verlassen'. 

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